Zärtlichkeit leben, das kann eine ganz schöne revolutionäre Sache sein – denn Zärtlichkeit ist mehr als der Austausch von Zärtlichkeiten. Zärtlichkeit ist eine Lebenshaltung, eine Einstellung zum Leben, ein Lebenswert – wert, gelebt zu werden. Zärtlichkeit könnte unsere Gesellschaft, unsere Politik grundlegend umkrempeln, verändern.
Über Zärtlichkeit zu schreiben ist schwierig; unsere Sprache tut sich schwer mit zärtlichen Worten. Und das Wort „Zärtlichkeit“ selbst wird häufig schon mit ganz bestimmten Gedanken in verbindung gebracht, nicht selten in sexuelle Richtung hin…

Aber Zärtlichkeit ist mehr…

Zärtlichkeit - das bedeutet für mich Nähe zu einem Menschen, das vor allem; aber auch Nähe zu meiner Umwelt, zu Pflanzen und Tieren. Da steht mir etwas nahe, da berührt mich etwas. Das kann der Augenblick tiefsten Verstehens in einem Gespräch mit einem Menschen sein; der Moment, wo mir die schlichte Schönheit eines Gänseblümchens auffällt, meine Betroffenheit angesichts des Elends in der dritten Welt. In solchen Momenten sind mir dieser Mensch, das Gänseblümchen, die Armen in den Slums von Rio ganz nahe, sie betreffen mich, sie rühren mich an und wecken in mir das Verlangen, wiederzuberühren…

Zärtlichkeit - das ist etwas, was ich über meine Sinne erfahre: ich höre den mir liebevoll zugewandten Tonfall einer Stimme, sehe den warmen schein fackelnden Kerzenlichtes, sage ein heiteres Wort, rieche den Geruch des Waldes, erfahre, spüre Umarmung, einen festen, Zärtlichkeit ausdrückenden Händedruck. Ein zärtlicher Mensch ist einer, der seine Sinne gebraucht; der Augen, Ohren, hände offen hat, bereit ist zu empfangen und zu geben…

Zärtlichkeit - das geht nicht über den Kopf, über den Verstand. Zärtlichkeit will mit dem Körper gelebt werden. Wenn ich keine beziehung zu meinem Leib habe, mein Körper mir ein Fremdkörper ist, dann kann auch die Zärtlichkeit nicht darin wohnen…

Zärtlichkeit – das ist nicht Sexualität, ist nicht etwas, das auf die Zweierbeziehung begrenzt ist. Andererseits: Zur Sexualität gehört immer auch Zärtlichkeit dazu; Sexualität ohne die wirkliche Nähe zweier Menschen bleibt ein pures Stillen von Lustbedürfnissen ohne Verantwortung…

Zärtlichkeit - das ist keine Sache, die nur was für Frauen ist. Zärtlichkeit ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft. Aber unsere Gesellschaft gesteht Frauen eher Zärtlichkeit zu als Männern. Und dies wurde und wird leider noch häufig in der Erziehung auch so praktiziert. Jungen weinen nicht, Männer müssen Leistung bringen. Nur langsam lösen wir uns von unseren Vorstellungen, gestehen Männern Zärtlichkeit zu. Kein Wunder, dass sich viele Männer noch schwer tun mit der Zärtlichkeit…

Zärtlichkeit - in einer Gesellschaft, die aufs Funktionieren abzielt, auf Leistung angelegt ist, ist sie für viele überflüssig. Zärtlichkeit kässt sich nicht in Aktenordnern abheften; Hektik, Stress lassen keine Zeit für Zärtlichkeit; leere Strukturen und Bürokratie schnüren dieLuft ab. Deswegen hat die Zärtlichkeit in unseren Schulen, an den Arbeitsplätzen, auch in unseren Kirchen, keinen Raum; tut sich schwer, dort zu wohnen…

Zärtlichkeit - das kann ich nicht kaufen und verkaufen. Das ist eine Dimension menschlichen Lebens, die in die Tiefe und unter die Haut geht. Zärtlichkeit ist immer ein geschenk, das ich geben und empfangen darf…

Zärtlichkeit – etwas womit ich behutsam umgehen muss bei mir und bei anderen. Wenn ich zärlich bin, öffne ich mich, reiße aus meinem „Distanzzaun“ Latten heraus, schäle meinen Panzer ab. Damit mache ich mich verletzbar. Wenn ich den Sicherheitsabstand aufgebe, begebe ich mich in die Unsicherheit, können tiefe wertvolle Erfahrungen möglich sein, aber auch Verletzungen. Und ich muss es akzeptieren, dass andere Menschen ihre „Zäune“ brauchen und wollen. Ich darf nicht uneingeladen ihren „Gartenzaun“ übersteigen und in ihren geschützten Gärtchen Verwüstungen anrichten. Wenn Zärtlichkeit erschlägt, nicht behutsam mit dem anderen umgeht, dem anderen nicht gut tut – dann ist die Zärtlichkeit keine Zärtlichkeit mehr…

Zärtlichkeit - das kann zur Routine werden. Wenn eine Umarmung nicht aus nächster Nähe zu dem Menschen herauskommt, sondern Gewohnheit wird, wenn zärtlichkeit nicht die sich ändernden Entfernungen von Nähe und Distanz in der Beziehung zweier Menschen berücksichtigt, so ist sie eine leere Hülse, eine Form ohne Inhalt…

!!!!!!!!!!!!!!!!EINE MENGE WORTE FÜR ETWAS, DAS MAN EIGENTLICH SCHWER BESCHREIBEN KANN. EIN VERSUCH DER ANNÄHERUNG – VIELLEICHT ABER EIN VERSUCH, BEI DEM ZWISCHEN DEN ZEILEN EIN WENIG DIESER ZÄRTLICHKEIT AUFSCHIMMERN KANN!!!!!!!!
 
Denkt mal drüber nach!!!
Eure Friesenmaus
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